Die Unternehmerfamilie Harkort

haus harkorten

Haus Harkorten um 1915

Die Familie Harkort war eine Unternehmerfamilie aus dem Ruhrgebiet. Ihr Stammsitz war auf Harkorten, einem damaligen Gut in Hagen-Westerbauer, auf dem sich auch das denkmalgeschützte „Haus Harkorten“ befindet, dem sich unser Verein annimmt. Westerbauer gehört zum Hagener Stadtbezirk „Haspe-West“ und spielte vom 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert eine große wirtschaftliche Rolle und ist ein Zentrum der Industrialisierung Deutschlands. Die Familie Harkort unterhielt zwischen 1674 und 1929 ein weites Netz an Handelsbeziehungen und Beteiligungen, wie z.B. an der Harkort´schen Fabrik, die sich nur wenige Hundert Meter vom Haus Harkorten entfernt befindet, die Hasper Hütte, den Mechanischen Werkstätten Harkort & Co. auf Burg Wetter, der Eisengießerei und Maschinenfabrik Carl & Gustav Harkort in Leipzig und an der Brückenbau-Anstalt.

Friedrich Harkort

friedrich harkort

Der bekannteste Sohn der Familie, Friedrich Wilhelm Harkort (1793 – 1880), der als „Vater des Ruhrgebiets“ bezeichnet wird, wurde auf Harkorten geboren. Sein unternehmerisches und politisches Wirken war von vielen technischen und sozialen Pionierleistungen geprägt und so gilt er als früher Pionier der industriellen Revolution. Anhaltender wirtschaftlicher Erfolg war ihm aber nicht vergönnt. In seinen Bemühungen die industrielle Entwicklung seiner Heimat voranzutreiben unterstützte er seine Konkurrenz indem er jedem Interessierten erlaubte seine Betriebe zu besichtigen, die verwendeten Verfahren zu studieren und bei Bedarf sogar mit Rat und Tat zur Seite stand.

Ein umtriebiger Unternehmer war er trotzdem. Er betrieb u.a. einen Kupferhammer, gründete die Mechanischen Werkstätten Harkort & Co. zur Herstellung von Dampfmaschinen und Gaslampen und gründete die erste Eisenbahn-Aktiengesellschaft auf deutschem Boden und baute 1831 die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn.

Die preußischen Behörden förderten Friedrich Harkorts Werk als erstes industrielles Eisenwerk in Westfalen und als eine der ersten Maschinenbaugesellschaften im Ruhrgebiet, denn dieses profitierte vom aufstrebenden Bergbau an der Ruhr. Aus seinen Unternehmen ging später das Werk Wetter der Demag hervor.

Zu seinen frühen sozialen Pionierleistungen gehörte die Schaffung einer Betriebskrankenkasse nach dem Vorbild der Berggewerkschaftskassen. Außerdem war er maßgeblich an der Bildungspolitik der Deutschen im 19. Jahrhundert beteiligt und gründete den Verein für die deutsche Volksschule und für die Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und war damit Kirche und Staat ein Dorn im Auge, die nicht daran interessiert waren mündige Lehrer mit der Bildung zu beauftragen.

Auch politisch war Friedrich Harkort sehr umtriebig. Er war Kreistagsabgeordneter, Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags, Abgeordneter der preußischen Nationalversammlung, Mitglied des Norddeutschen Reichstags und Mitglied des Deutschen Reichstags. Friedrich Harkort galt als fortschrittlicher und liberaler Politiker und war Mitglied der Fortschrittspartei. Er setzte sich für feste Anstellungen und feste Löhne für die Arbeiter ein und forderte eine Gewinnbeteiligung der Arbeiter und ein Verbot der Kinderarbeit.