Haus Harkorten Heute

Der heutige Zustand des Kultur-Denkmals Haus Harkorten in Hagen. Die Fotos stammen aus dem Jahr 2019.

Neue Forschungen zu Haus Harkorten

Haus Harkorten wird als Herzstück der denkmalgeschützten Gutsanlage in Hagen-Haspe derzeit mit gebündelten Mitteln des Bundes, des Landes NRW, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stadt Hagen und des Fördervereins saniert. Das Gebäude ist in seiner historischen und architektonischen Bedeutung für die Region und bundesweit ein einmaliges Baudenkmal.

Neue Forschungen machen den Zeugniswert von Haus Harkorten jetzt konkreter fassbar. In vielen Untersuchungen vor Ort wurden architekturhistorische Baudetails, die innovative Wasserwirtschaft des Gutes und die vielen Materialschichten an der Fassade sowie der Raumoberflächen sehr genau analysiert. Damit lässt sich die Geschichte des Herrenhauses mit seinem fast 300-jährigen Bestand nun präziser nachvollziehen.haus harkorten

Das „Neue Haus“ der Gutsanlage Harkorten wurde 1757 als repräsentatives Haupthaus von Johann Caspar Harkort III (1716-1761) und Louisa Catharina Märcker (1718-1795) erbaut. Nach dem Tod ihres Mannes führte die „Märckerin“ die Geschäfte weiter und wurde eine erfolgreiche Unternehmerin der vorindustriellen Zeit. Der Stammsitz der bedeutenden Familie Harkort ist seitdem mit innovativen Persönlichkeiten verbunden, die Wegbereiter und Mitgestalter industrieller und sozialpolitischer Veränderungen waren.

Auch architekturhistorisch ist das Gebäude von großem Wert. Grundriss und Raumstruktur von Haus Harkorten entsprechen bis auf wenige Veränderungen der ursprünglichen Form. Die bauzeitlichen Fenster, vollständig originale Türen und Dielenböden sowie Einbauten aus dem 18. Jahrhundert bilden einen einzigartigen Bestand.

In der aufwändigen Gestaltung und innovativen Ausstattung des Hauses zeigt sich das hohe Selbstbewusstsein der außergewöhnlichen Familie. Beispielsweise ist bis heute der Verlauf eines ausgeklügelten, sechsstufigen Wassersystems nachvollziehbar, mit dem das Herrenhaus und die Mühlen mit ausreichend Fließwasser versorgt wurden. Zusätzlich war das Gebäude von Beginn an mit einer hausinternen Wasserpumpe ausgestattet, einem besonderen Luxus zu dieser Zeit.

Das Besondere an Haus Harkorten ist sein vielschichtiger Zeugniswert, denn es offenbart zugleich seinen ursprünglichen Charakter, aber auch die Gestaltungen verschiedener Zeiten. Umfangreiche bauhistorische und restauratorische Befunde zeigen systematisch die Veränderungen auf, die am Haus stattfanden. Die Farbfassungen und Tapetenschichten an Fassade, Wänden und Holzeinbauten wurden ausgewertet und ermöglichen eine weitgehend chronologische Einordnung der Renovierungsphasen.

Anhand eines Inventars von 1795 wird unter anderem vorstellbar, wie das Haus in seinen ersten Jahren möbliert war. Selbstverständlich wurden die Raumoberflächen in regelmäßigen Abständen renoviert und gepflegt, so dass sich heute anhand der farblichen Gestaltung vieles nachvollziehen läßt, z.B. welche Räume funktional zusammengefasst wurden. Als eine der wenigen baulichen Veränderungen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts ein Tresor eingebaut. Auch eine Vielzahl an Datierungen und Ritzungen auf Balken oder Fensterscheiben, mit denen sich bewohnende und besuchende Personen verewigt haben, sind interessant.

Es lässt sich sogar noch belegen, dass die Fassade des Herrenhauses in seiner Bauzeit durchaus farbiger gestaltet war, als es der bekannte sog. Bergische Dreiklang aus Grau, Grün und Weiß bisher vermuten ließ.

Nach dem Abschluss der intensiven Untersuchungsphase wird der Förderverein Haus Harkorten nun erste umfangreiche Sicherungsmaßnahmen in Auftrag geben. Neben einer neuen Schieferdeckung des Daches werden gebrochene Deckenbalken in den Räumen vorsichtig repariert.

Als langfristiges Erhaltungsziel wird derzeit die Präsentation dieses seltenen, authentisch erhaltenen Wohnhauses aus dem 18. Jh. angestrebt. Nach einem guten Start wird nun die behutsame Restaurierung einige Jahre und viel Engagement der Beteiligten in Anspruch nehmen.

LL/GL